Stiller Reflux

Stiller Reflux ist Reflux, den Sie nicht oder wenig spüren, d. h. Reflux ohne das säureassoziierte Symptom Sodbrennen. Oft ist der stille Reflux ein Zufallsbefund. Gar nicht selten sieht auch der Hals-Nasen-Ohrenarzt Refluxspuren bei der Kehlkopfuntersuchung.

Häufiger sind jedoch alle Symptome eines klassischen Refluxes bis auf säureassoziierte Symptome wie z.B. Sodbrennen. Die medizinische Relevanz und auch die Ursachen sind ident mit „normalem“ Reflux: Es kommt aufgrund eines Zwerchfellbruchs (= Hiatushernie) und dadurch bedingt aufgrund eines schlecht oder nicht funktionierenden Verschlussapparats zwischen Magen und Speiseröhre Mageninhalt zurück in die Speiseröhre (= Reflux). Warum bleibt aber das Symptom Sodbrennen aus? Dafür gibt es eine Reihe von verschiedenen Gründen:

  • Es handelt sich um alkalischen oder Gallereflux bzw. gemischten Reflux
  • Das, was zurückfließt ist nicht so sauer oder mengenmäßig so minimal, dass das Symptom Sodbrennen nicht wahrgenommen wird
  • Die Schleimhaut ist durch jahrelange Exposition und Schädigung durch Reflux nicht mehr in der Lage die Säure zu spüren
  • Es handelt sich um keinen echten Reflux aus dem Magen, sondern lediglich um eine in der Speiseröhre pendelnde Flüssigkeit, die naturgemäß nicht sauer ist, aber refluxähnliche Symptome verursacht, allerdings ohne Sodbrennen, ausgelöst durch eine Entleerungsstörung und/oder Bewegungsstörung der Speiseröhre.

Die Symptome sind ähnlich wie bei der klassischen Refluxerkrankung:

  • Heiserkeit und Halsschmerzen
  • Kehlkopfentzündungen
  • Husten
  • Schluckbeschwerden
  • Räusperzwang
  • Übelkeit
  • häufige Atemwegsinfekte
  • nicht allergisches Asthma
  • Barrett

Die Diagnostik ist gleich wie bei einer klassischen Refluxerkrankung

  • Gastroskopie zur Abklärung eines Zwerchfellbruchs (= Hiatushernie), einer GERD, einer eosinophilen Ösophagitis, Stenosen, Schatzkiring, Achalasie
  • Impedanzmessung zur quantitativen Erfassung eines Refluxes und, noch viel wichtiger, zur Symptomkorrelation: d.h. ist das gefühlte und störende Symptom mit Reflux in Zusammenhang stehend oder nicht. Beide Aussagen sind wesentlich und entscheiden über die weitere Diagnostik und über die Behandlungsstrategie
  • Manometrie zur Abklärung von Motilitätsstörungen (= Bewegungsstörung) oder Entleerungsstörung der Speiseröhre zur Beurteilung des unteren Ösophagussphincters (LES) d.h. der untere Verschlussapparat zwischen Magen und Speiseröhre
  • Videokinematographie ist eine funktionelle Abklärung der Speiseröhre, deckt Bewegungsstörungen auf, kann einen Reflux bildlich darstellen, zeigt die Position des LES in Bezug auf das Zwerchfell und zeigt ein mögliches Gleiten des LES

Die Therapie ist auch ähnlich wie bei der klassischen Refluxerkrankung, ausser dass sämtliche Medikamente, die die Magensäureproduktion hemmen, subjektiv kaum helfen, da es sich ja um keine säureassoziierten Symptome handelt. Der Reflux selbst kann ja bekanntlich genau so wie bei der klassischen Refluxerkrankung medikamentös nicht gestoppt oder behandelt werden. Sollte es sich bei den durchgeführten Untersuchungen tatsächlich um einen relevanten Reflux mit entsprechenden Entzündungen (= GERD) handeln, ist trotzdem eine Magensäureproduktionshemmung sinnvoll, insbesondere dann, wenn sich herausstellt, dass der Reflux zwar sauer ist, lediglich aber nicht gespürt wird und / oder eine deutliche entzündliche Komponente besteht..

Life style Änderungen stehen auch hier im Vordergrund. Eine Zusammenfassung der Empfehlungen können Sie sich hier (PDF) herunterladen.

Sollten die life style Änderungen und etwaige medikamentösen Behandlungen nicht zum gewünschten Ziel führen, können bei einem relevanten Zwerchfellbruch durch einen operativen Verschluss der Hernie der Reflux effektiv und nachhaltig behandelt werden und mögliche Folgeerkrankungen, die mit Reflux in Zusammenhang stehen, vermieden oder unter Kontrolle gebracht werden. Die Operation behandelt also nicht nur effektiv und nachhaltig refluxassoziierte Symptome, sondern auch im Gegensatz zur medikamentösen Therapie den Reflux selbst. Die Operation ist also die beste Prävention von Barrett, Speiseröhrenkrebs und Erkankungen, die nicht die Speiseröhre betreffen (extraösophageale Manifestation), wie COPD und Mund-Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen, die mit Reflux in Zusammenhang stehen.